Ich fand den Beitrag von Enduro-Hugo ausgesprochen interessant und es wäre echt schade, wenn du, Hugo, dich hier von einzelnen Mitgliedern vergraulen lassen würdest. Von solchen fachlich guten Infos lebt das Forum. Vielen Dank dafür!
Das Internet vergisst ja nicht so schnell und ich erlaube mir, deinen Beitrag nochmal rein zu kopieren. Ich würde mich freuen, wenn das ist ok für dich wäre. Wenn nicht, schreib mir, dann lösche ich ihn schweren Herzens.
Hallo zusammen...
scheinen mir doch viele (Kardan-) BMW-ler hier zu sein ;-P
Nein, ernsthaft.
Die Kette muss, beladen oder unbeladen die grundsätzlich GLEICHE Spannung haben und wird in vergleichbaren Zuständen gespannt.
Soll heißen: da der Schwingendrehpunkt in fast allen Fällen NICHT auf dem Ritzel sitzt, wird die Kette im ausgefederten Zustand „lockerer“ bzw weniger gespannt am Motorrad verlaufen...
ABER beim Einfedern oder sogar kompletten Durchfedern darf die Kette hier nicht zu straff sitzen, sonst gibt es Zug auf die Zahnräder und damit auf z.B. eure Getriebeausgangswelle (Ritzel) und dessen Lager UND auch die Federung wird gehemmt und kann nicht mehr sauber arbeiten.
Fährt ihr mit „Gas“ (Zug an der Kette) ist der obere Bereich im Fahrbetrieb straff, der untere „hängt“ ggf etwas durch und ist entlastet...
Die Angaben des Aufklebers auf der Schwinge (sofern noch vorhanden) sind also geltend für sowohl beladene, wie auch unbeladene Motorräder, werden aber unbeladen so eingestellt. Zur Sicherheit könnt ihr euch dann noch auf das Motorrad lehnen, nen Sozius/Sozia draufsetzen und sogar noch beladen und im beladenen Zustand kontrollieren, ob das nicht zu straff ist.
(fehlt der Aufkleber auf der Schwinge oder ist auch im Handbuch nichts zu finden oder nicht vorliegend, gilt aus Faustregel, dass die Kette im unbelasteten Zustand 2-2,5cm nach oben und unten drücken lassen sollte (Differenz von oben nach unten, nicht jeweils).
ABER, wenn ihr hier einen deutlichen Unterschied zwischen eurem Solobetrieb, mit Sozius/Sozia und vllt auch noch Beladung festgestellt habt, DANN habt ihr ja sicher auch den stärkeren Durchhang eurer Federung bemerkt...
Soll heißen: NICHT die Kettenspannung wird dem Beladungszustand angepasst, sondern möglichst die Feder-Vorspannung um wieder auf das Niveau der normalen Position zu kommen...
(Als Faustregel gelten hier 80% positiv und 20% negativer Federweg (Durchhang) im BELADENEN Zustand, also mit Fahre, evtl Beifarer/in und evtl. Gepäck... UND das auch bei Kardanfreundden)
Wenn ihr da also ne mechanische Federvorspannungs-Möglichkeit habt, ob nun Position 1-9 oder Rändelschrauben oder auch ne hydraulische Federvorspannung über Stellrad etc. dann nutzt diese bitte.
Sucht euch einen Fixpunkt (ggf mit Klebeband) am Heck, möglichst senkrecht über der Hinterradachse, best im entlasteten Zustand (z.B. auf dem Hauptständer und „schwebenden“ Hinterrad bis runter zur Hinterachse. Im beladenen Zustand und euch drauf (ggf hilft euch da jmd), sollte dieser Wert im Fahrbetrieb dann 20% weniger sein, als euer maximaler Federweg, der für euer Fahrzeug angegeben ist... BEISPIEL: bei z.B. 300mm Federweg (Hinterrad) wäre die „Fahrhöhe“ dann bei 240mm bzw 60mm Durchhang als negativen Federweg.
PS: negativer Federweg ist hier natürlich keine Wertigkeit, sondern beschreibt die Möglichkeit des Ausfederns aus der „Neutrallage“ und wird für z.B. „Täler“ und Fahrbahnlöcher oder auch beim schnellen Überfahren von Kuppen benötigt, mit danach abfallender Fahrbahn -sonst würdet ihr ja „Fliegen“ bzw. Springen)
An der Vorderachse wirken sich beim Motorrad die Beladungszustände zwar geringer aus, aber auch für eure Gabel oder Telelever etc gilt das Gleiche !
Zum Reifendruck.
Der Reifendruck kann nicht Pauschal beantwortet werden, da er sich eben auch auf das Fahrzeuggewicht bezieht. So kommt eine 125er mit weniger Luftdruck zurecht, eine für sich schon schwere GoldWing oder so braucht da mehr.
Der Reifendruck bestimmt die Auflagefläche des Reifens zur Fahrbahn oder Untergrund, es ist bei geländetauglichen Fahrzeugen gängig, diesen für eine größere Auflagefläche auf z.B. Sand oder bessere Traktion und Ausgleich von Wurzeln etc. abzulassen. Damit der Reifen nicht verdreht, gibt es Reifenhalte (klemmen). Gleichzeitig darf der Luftdruck, insbesondere bei schnellerer Fahrweise auf der Autobahn UND auch Beladungszuständen nicht zu sehr „Durchwalken“, das erhöht nicht nur euren Spritverbrauch, sondern der Reifen erhitzt sich dadurch und kann sich schlimmstenfalls sogar vom Unterbau ablösen...
Eine langsame Trial kann und wird mit werden um nur 0,5bar gefahren,... eine Sportenduro kann im Gelände auch mit 0,8-1,5bar noch gut bewegt werden,.. Ein „normales“ Straßenmotorrad liegt bei 2-2,2bar (auf der Rennstrecke auch mal nur 1,8bar bzw je nach Hersteller des Reifens und Reifengröße/Luftvolumen auch mal bei vllt nur 1,6bar -das sind aber erleichterte Sportmaschinen zwischen 150-180kg und die Reifen dann trotz des geringen Luftdrucks auf für 300km/h+ ausgelegt...
Natürlich ist ein Motorradreifen Schmaltier, aber mit 3bar und mehr, bewegt ihr euch schon in einem Luftdruck-Bereich von einem Transporter oder kleineren LKWs !
Natürlich weiß ich nicht, was ihr alles auf eure Reise mitschleppt und wie schwer sei Maschinen sin, aber alles ÜBER 3bar halte ICH für gefährlich, nicht nur bei Nässe und im Kreisverkehr rutschen euch da die Reifen weg -JEDER sollte sich auch im Klaren sein, dass sich auch mit und trotz ABS der Bremsweg DEUTLICH verlängert !, das was ihr vllt mit geringerem Spritverbrauch „spart“, legt ihr in höherem Reifenverschleiß durch „punktuellere“ Auflagefläche wieder an anderer stelle drauf
Ihr könnt euch da aber über den „Hitzefaktor“ aber annähern, vllt mit einer Testfahrt im beladenen Zustand, der Reifen darf warm werden, aber natürlich dürft ihr euch nicht die Finger verbrennen - 50-80 Grad sind völlig ok, dafür reicht eine kürzere Zubringer- oder Verbindungs-Autobahn und zügiges Tempo...
Hat der Reifen hier fast keine Temperatur, könnt ihr im Druck noch etwas runter, Handwarm 30-40 Grad ist ein guter „griffiger“ Wert. Für ne 200-250kg -Maschine würde ich 2,3-2,5bar als Basis, für 250-300kg können 2,5-2,8bar als Basis angenommen werden (KEIN verbindlicher oder gar garantierter Tipp, haltet euch in jedem Fall an die Angaben des Reifens selbst und überschreitet diesen Wert keinesfalls, haltet euch auch an Empfehlungen des Reifenhändlers oder Werkstatt für euer Motorrad- und Reifenkombination und Beladungszustand !)
Grüße an euch und gute Fahrt !
Statistik: Verfasst von Enduro-Hugo — 16.07.2019 20:33